Stopfleber Käfighaltung

Zahlen und Fakten zu Foie gras-Importen in der Schweiz 

VIER PFOTEN präsentiert die wichtigsten Statistiken über die Foie gras-Importe 2023 und die Herausforderungen der Tierschutz-Debatte 

21.5.2024

Zürich, 21.05.2024 – Trotz des rückläufigen Trends seit 2012 war im Jahr 2023 ein Anstieg der Foie gras-Importe zu verzeichnen. Dies ist besonders wichtig im Zusammenhang mit der nationalen Debatte über die Volksinitiative «Ja zum Importverbot von Stopfleber», die demnächst dem Schweizer Volk vorgelegt wird. Parallel dazu muss sich Frankreich vor dem Verwaltungsgericht in Strassburg in der Frage der Zwangsernährung verantworten. Angesichts dieser Nachrichten hinterfragt die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN die mit viel Tierleid verbundene Tradition von Foie gras und empfiehlt, tierfreundliche Alternativen zu probieren.  

Die Schweiz importierte im vergangenen Jahr 194 Tonnen Foie gras. Dies stellt im Vergleich zu den 186 Tonnen, die 2022 importiert wurden, einen Anstieg dar. Begründet ist dieser mit der erhöhten Produktion in Frankreich, insbesondere mit der Impfung von Enten gegen die Vogelgrippe, die den Betrieben 2022 stark zugesetzt hatte. Die Zahl der für die Schweizer Importe im vergangenen Jahr gestopften und getöteten Enten und Gänse beläuft sich auf über 300’000 Tiere. Trotz dieses Anstiegs ist seit 2012 ein allgemeiner Abwärtstrend von 34 % zu beobachten. Parallel dazu steigt die Zahl der Alternativen zur Stopfleber stetig an. 

«Erfreulich ist, wie wir im Winter 2023 feststellen konnten, dass die Schweizer Grossverteiler nun zahlreiche Alternativen zu Stopfleberprodukten anbieten.»

Nicolas Roeschli, Campaigner bei VIER PFOTEN Schweiz

Die Stellungnahme von VIER PFOTEN zur Stopfleber-Initiative
Die Volksinitiative «Ja zum Importverbot für Stopfleber» (Stopfleber-Initiative), die im Dezember letzten Jahres eingereicht wurde und im Februar zustande kam, hat zum Ziel, ein Importverbot für Stopfleber und Stopfleberprodukte in die Schweiz zu erwirken. Im April empfahl der Bundesrat, die Initiative abzulehnen, da er eine Deklarationspflicht einführen will. Letztere stellt jedoch eine weniger strenge Massnahme dar.

«Das Beispiel der Deklarationspflicht für Pelze in den vergangenen zehn Jahren hat gezeigt, dass die Branchen den Deklarationspflichten nicht ausreichend nachkommen. Darüber hinaus schafft das Verbot der Stopfmast in der Schweiz aus Gründen der Tierquälerei eine Logik der Doppelmoral, wenn der Import von Stopfleber weiterhin erlaubt bleibt.»

Lauretta Eckhardt, Policy Managerin bei VIER PFOTEN Schweiz

VIER PFOTEN wird nun im Rahmen des Vernehmlassungsverfahrens zur Deklarationspflicht eine Stellungnahme einreichen und sich parallel dazu weiterhin unermüdlich für ein Importverbot von Stopfleber einsetzen.

Die Industrialisierung der Stopfleberproduktion
Das Argument, das die Gegner eines Einfuhrverbots oft gerne anführen, ist die Aufrechterhaltung von Traditionen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die massive Einführung von Produkten aus Stopfmast in den 1990er-Jahren hauptsächlich auf die zunehmende Industrialisierung der Produktion zurückzuführen ist, wodurch Foie gras zugänglicher und billiger wurde. Dies lässt sich leicht an den Importstatistiken ablesen: Während die Menge der importierten Stopfleber in den 1990er-Jahren zunimmt (rot in der angehängten Grafik), steigt der Importwert (in CHF) in viel geringerem Masse an (schwarz in der Grafik).

«Die Senkung der Produktionskosten für Stopfleber erfolgte vor allem auf Kosten der Tiere: Zu dem mit der Stopfleberherstellung verbundenem Leid kamen intensive Zuchtmethoden hinzu. Dazu zählen Käfighaltung; Tiere, die innerhalb eines Betriebs zu Tausenden auf engem Raum gehalten werden; Verstümmelung von Schnäbeln und Krallen sowie Stopfen mit pneumatischen Pumpen.»

Nicolas Roeschli, Campaigner bei VIER PFOTEN Schweiz

Vor dieser Industrialisierung konsumierten nur wenige Schweizerinnen und Schweizer Stopfleber, zumal deren Herstellung in der Schweiz seit 1978 verboten ist. Dass Stopfleber eine «Schweizer Tradition» sei, ist also ein Irrglaube, worauf sich die Marketingbemühungen der Stopfleber-Lobby konzentriert haben.

Auch in Frankreich sorgt die Produktion von Stopfleber für Diskussionen
Die Tierschutzorganisation L214 argumentiert, dass die Methode zur Herstellung von Stopfleber gegen die EU-Richtlinie 98/58/EG aus dem Jahr 1998 verstösst, weshalb sie vor Gericht gegangen ist. Leider empfahl der öffentliche Berichterstatter des Verwaltungsgerichts Strassburg, die Klage abzulehnen, wobei das endgültige Urteil erst am 6. Juni erwartet wird. Die französische NPO L214 kündigte bereits an, im Falle einer negativen Entscheidung in Berufung gehen zu wollen, und betonte, wie wichtig es ist, dieser umstrittenen Praxis ein Ende zu setzen.

Eine neue tierfreundliche Tradition
Anstatt weiterhin den Weg der Tierquälerei zu beschreiten, möchte VIER PFOTEN eine «neue Tradition» anbieten. Die Tierschutzorganisation ermutigt Konsumentinnen und Konsumenten, sich zu informieren und sich für Alternativen zu entscheiden, die das Wohlergehen der Tiere respektieren.

Alle Statistiken finden Sie hier.

Chantal Häberling

Chantal Häberling

Press Officer

chantal.haeberling@vier-pfoten.org

+41 43 501 57 45

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Altstetterstrasse 124, 8048 Zürich

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VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Grosskatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemässer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, im Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA, Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen. In der Schweiz ist die Tierschutzstiftung ein Kooperationspartner vom Arosa Bärenland, dem ersten Bärenschutzzentrum, welches geretteten Bären aus schlechten Haltungsbedingungen ein artgemässes Zuhause gibt.

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