Es wird ein Plakat der Ausstellung mit einem Ferkel auf einer Wiese gezeigt.

«Man begegnet den Schweinen auf Augenhöhe»

Die Direktorin des Museums Luzern äussert sich im Interview mit VIER PFOTEN zur aktuellen Ausstellung «Schwein-zigartig»

11.9.2025

Zürich, 11. September 2025 – Schweine sind wie andere sogenannte Nutztiere fühlende, soziale Lebewesen und sogar klüger als Hunde und einige Primatenarten. Dies unterstreicht die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN in ihrer Kampagne «Lerne das Tier kennen. Konsumiere bewusster.» Das Museum Luzern blickt mit seiner Ausstellung «Schwein-zigartig» ebenfalls über den Tellerrand hinaus. Sie zeigt, dass hinter dem borstigen Äusseren sensible Tiere mit vielen überraschenden Seiten stecken und lädt dazu ein, sich über die Haltung von Schweinen Gedanken zu machen. Die Museumsdirektorin Dr. Tanja Warring gewährt spannende Einblicke. 

Im Hintergrund laufen auf mehreren Grossleinwänden verschiedene Kurzfilme mit Schweinen, die ihre natürlichen Bedürfnisse ausleben, indem sie sich ausgiebig bewegen, ein Schlammbad nehmen, Körperpflege betreiben und auf Nahrungssuche gehen. Doch das ist bei weitem nicht die Regel, sondern die Ausnahme. In der Intensivtierhaltung bekommen die meisten Schweine keine Wiese zu Gesicht. Die Ausstellung «Schwein-zigartig» im Museum Luzern thematisiert die artgemässe Haltung von Schweinen und hebt deren besonderen Fähigkeiten hervor. Fähigkeiten, die Schweine in den meisten Schweizer Ställen leider nicht entfalten können. Die Museumsdirektorin Dr. Tanja Warring spricht im Interview mit VIER PFOTEN über Begegnungen auf Augenhöhe, berührende Momente und Respekt vor den Fähigkeiten von Schweinen.

Frau Warring, wie haben Sie versucht, die emotionalen Inhalte der Kurzfilme in die Ausstellung zu übertragen?
«Wir sind in der Ausstellung praktisch Teil des Schweinelebens. Wir haben die Schweine überdimensional vergrössert, damit die Besuchenden richtig eintauchen können und direkt auf Augenhöhe mit den Tieren stehen. Ich habe mich auch selbst direkt vor die Leinwände gestellt und es ist wirklich ein sehr spezielles Erlebnis. Man blickt den Tieren sozusagen in die Augen.»

Die Ausstellung findet im Kanton Luzern statt, wo fast so viele Schweine wie Menschen leben – und doch unsichtbar bleiben. Wie wollten Sie ihnen mit der Ausstellung Sichtbarkeit geben? 
«Das, was ich gerade beschrieben habe, ist ein wesentlicher Faktor, dass wir die Besuchenden ganz nah an die Schweine heranführen und diese quasi vom Hof in die Stadt holen. Die Stadtbewohnerinnen und -bewohner sehen natürlich weniger lebende Schweine. Aber auch auf dem Land verschwinden diese Tiere hinter Stallmauern. Diese Stallmauern sollen geöffnet werden, und in unserer Ausstellung kann man direkt das Tier entdecken.»

Gab es ein bestimmtes Schwein oder eine Szene, die Sie besonders bewegt hat?
«Eine der Kuratorinnen, Karin Tolfo, hat erzählt, dass sie tatsächlich eine Beziehung zu einer Muttersau aufbauen konnte. Sie hat sich immer sichtlich über ihren Besuch gefreut und sich auf den Rücken geworfen, um gestreichelt zu werden. Das ist etwas sehr Berührendes.»

Wie reagieren Gäste auf die Darstellung der Schweine als fühlende, neugierige und soziale Wesen?
«Einfach einmal zu erkennen, was das Tier kann – und gerade auch der soziale Aspekt, löst sehr viel Bewegtheit und Respekt aus. Dazu gehört auch, dass man mit diesem Tier in Interaktion treten und ihm wie erwähnt, auf Augenhöhe begegnen kann.»

Was erhoffen Sie sich, dass Besuchende emotional, gedanklich oder sogar in ihren Alltag mitnehmen?
«Wir erhoffen uns, dass der in der Ausstellung angeregte Dialog weitergeht und die Besuchenden zu Hause am Mittagstisch darüber sprechen.»

Die Ausstellung «Schwein-zigartig» läuft noch bis zum 26. Oktober.

Oliver Loga

Oliver Loga

Press Manager

oliver.loga@vier-pfoten.org

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VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
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VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Grosskatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemässer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, im Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA, Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen. In der Schweiz ist die Tierschutzstiftung ein Kooperationspartner vom Arosa Bärenland, dem ersten Bärenschutzzentrum, welches geretteten Bären aus schlechten Haltungsbedingungen ein artgemässes Zuhause gibt.

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