Tigerweibchen Charlota

Weisses Tigerjunges aus Tschechien findet nach Rettung neues Zuhause in Deutschland

VIER PFOTEN macht sich weiter stark für die Eindämmung des kommerziellen Handels und der Ausbeutung von Tigern in Gefangenschaft  

27.7.2023

Zürich, 27. Juli 2023 – Die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN hat mit Unterstützung des tschechischen Umweltministeriums am 26. Juli erfolgreich ein weisses Tigerweibchen aus Tschechien in ihre TIERART Wildtierstation in Deutschland gebracht. Die einjährige Charlota war im vergangenen Jahr von den tschechischen Behörden von einer Privatperson beschlagnahmt worden, die Videos des seltenen weissen Tigers in den sozialen Medien veröffentlicht hatte. Charlota wurde vorübergehend in einem örtlichen Zoo untergebracht und versorgt. Die junge Tigerin ist eine von Tausenden von Grosskatzen, die jedes Jahr dem kommerziellen illegalen Handel in Europa zum Opfer fallen.

Da der Zoo Hodonín nur eine vorübergehende Lösung für die junge Tigerin war, baten die tschechischen Behörden VIER PFOTEN, sie in ihre Obhut zu nehmen. Um das Wohlergehen des Tieres zu gewährleisten, begleitete eine Tierärztin Charlota während des Transfers nach Deutschland. Nachdem der frühere Besitzer Videos in den sozialen Medien gepostet hatte, entdeckten die tschechischen CITES (Washingtoner Artenschutzübereinkommen)-Behörden die illegale Haltung im Jahr 2022. Die Behörden beschlagnahmten Charlota daraufhin. Die tschechische Polizei untersucht während des laufenden Gerichtsverfahrens noch immer die Herkunft des Tigers. Die Haltung von Tigern ist in Tschechien nur mit ordnungsgemässen Unterlagen zulässig, die die legale Herkunft und den Erwerb belegen. Nach den tschechischen CITES-Vorschriften müssen alle Tiger von der zuständigen regionalen Verwaltungsbehörde registriert und ihre Haltung von den zuständigen Veterinärbehörden genehmigt werden.

«Wir freuen uns, dass Charlota sicher in ihrem neuen Zuhause angekommen ist, wo sie nun die nötige Pflege erhält, und in einer Umgebung aufwachsen kann, die das natürliche Verhalten von Tigern fördert. Wir danken den tschechischen Behörden für ihr schnelles Handeln bei der Rettung von Charlota. Wir werden die Behörden weiterhin dabei unterstützen, nachhaltige und langfristige Lösungen für Tiger und andere Grosskatzen zu finden, die in Tschechien und darüber hinaus in ganz Europa ein ähnliches Schicksal wie Charlota erleiden. Wildtiere gehören nicht in Hinterhöfe oder Privathäuser. Die grausame Ausbeutung von Grosskatzen muss jetzt endlich ein Ende haben.»

Josef Pfabigan, Vorstandsvorsitzender VIER PFOTEN

Tigerhandel-Hotspot Tschechien
VIER PFOTEN hat 2018 geholfen, Tschechien als Drehscheibe für den illegalen Tigerhandel zu identifizieren, indem Transaktionen zwischen tschechischen Händlern und vietnamesischen Schmugglern aufgedeckt wurden. Seitdem arbeitet VIER PFOTEN mit den Behörden zusammen, um gegen die kommerzielle Zucht und den Handel mit Grosskatzen in und aus dem Land vorzugehen. Im Jahr 2021 trug VIER PFOTEN massgeblich zum Entwurf eines EU-Tiger-Leitfadens bei, der einen solchen Handel in der Europäischen Union verbieten soll. Tschechien setzte sich gemeinsam mit der Slowakei bei den Expertentreffen der EU-Mitgliedstaaten für diese Initiative ein, was dazu führte, dass die Europäische Kommission den Leitfaden im April 2023 verabschiedete.

«Seit 2018 haben wir strengere nationale Massnahmen ergriffen, die den Handel und die Haltung von Tigern in Tschechien einschränken. Diese Massnahmen haben zusammen mit den enormen Anstrengungen der Strafverfolgungsbehörden zu einem Rückgang dieses illegalen Handels geführt, aber es bleibt noch mehr zu tun, wie uns die Geschichte von Charlota zeigt. Eine der wichtigsten Möglichkeiten, um die Strafverfolgungsbehörden zu unterstützen und den illegalen Tigerhandel zu beenden, wäre daher die ordnungsgemässe Umsetzung der neuen EU-Leitlinien für den Tigerhandel in der EU-Wildtierhandelsverordnung, die den Handel mit Tigern auf legitime Zwecke zur Erhaltung der Art beschränkt.»

Petr Hladík (KDU-ČSL), tschechischer Umweltminister

«Der EU-Tiger-Leitfaden werde, sofern er von den Mitgliedstaaten ordnungsgemäss umgesetzt wird, ein entscheidender Schritt sein, um den Handel mit in Gefangenschaft gehaltenen Tigern einzudämmen und ihre kommerzielle Ausbeutung, einschliesslich des Privatbesitzes, zu unterbinden.

Die durchwachsene Gesetzgebung in den europäischen Ländern vereinfacht den Kauf sowie den grenzüberschreitenden Handel mit Tigern, was zu ihrer Präsenz in den sozialen Medien und als Status-Haustiere beiträgt. Um den illegalen Handel wirksam zu bekämpfen, ist ein umfassendes Verbot der kommerziellen Zucht und des Handels mit Tigern in Europa und in allen Mitgliedstaaten notwendig.»

Barbara van Genne, Direktorin Abteilung für Wildtiere bei VIER PFOTEN

Weisse Tiger werden oft aus kommerziellen Gründen gezüchtet
Entgegen einem weit verbreiteten Irrtum gehören weisse Tiger und Löwen zur selben Art wie ihre normal gefärbten Artgenossen. Ihr weisses Fell wird durch eine seltene rezessive Mutation verursacht, nicht durch Albinismus. Diese Mutation kommt zwar in freier Wildbahn vor, doch müssen beide Elternteile Träger sein. Daher sind weisse Tiger und Löwen in ihren natürlichen Lebensräumen selten. In Gefangenschaft sind sie jedoch aufgrund ihrer Attraktivität für Besucherinnen und Besucher von kommerziellem Wert, was die Züchter dazu veranlasst, gezielt Tiere zu züchten, die die rezessive Mutation tragen. Leider ist diese Praxis oft mit Inzucht verbunden, was sich auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere auswirkt. Wie auch im Fall von Charlota, leiden weisse Tiger und Löwen in Gefangenschaft häufig unter Wachstumsanomalien, zum Beispiel an schielenden Augen.

TIERART Wildtierstation
Die von VIER PFOTEN betriebene TIERART Wildtierstation im deutschen Massweiler bietet Grosskatzen, die aus schlechten Bedingungen in Zoos, Zirkussen oder privater Gefangenschaft gerettet wurden, ein artgemässes Zuhause. TIERART beherbergt und versorgt zahlreiche heimische Wildtiere wie Füchse, Dachse, Wildkatzen, Hasen oder Igel. Im Jahr 2021 wurde auf dem Gelände der Wildtierstation die erste Auffangstation für verwaiste Luchse eröffnet. Viele der einheimischen Tiere, die bei TIERART aufgenommen werden, werden medizinisch versorgt und nach ihrer Genesung wieder in die Freiheit entlassen. Tiere, die nicht wieder ausgewildert werden können, und exotische Tiere wie Tiger finden ein dauerhaftes, artgemässes Zuhause.

Chantal Häberling

Chantal Häberling

Press Officer

chantal.haeberling@vier-pfoten.org

+41 43 501 57 45

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Altstetterstrasse 124, 8048 Zürich

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VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Grosskatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemässer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, im Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA, Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen. In der Schweiz ist die Tierschutzstiftung ein Kooperationspartner vom Arosa Bärenland, dem ersten Bärenschutzzentrum, welches geretteten Bären aus schlechten Haltungsbedingungen ein artgemässes Zuhause gibt.

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