Gänse

Trotz EU-weitem Verbot: Brutaler Lebendrupf von Gänsen in Polen weiterhin üblich

VIER PFOTEN deckt Tierschutzverletzungen in knapp Hälfte der untersuchten Farmen auf

11.11.2022

Zürich, 11. November 2022 – Neues Videomaterial, das der globalen Tierschutzorganisation VIER PFOTEN zugespielt wurde, zeigt brutale Szenen von Gänsen, die auf polnischen Farmen lebend gerupft werden. Die grausame Prozedur ist in der EU verboten. Während der natürlichen Mauser der Vögel ist das Sammeln von Federn und Daunen jedoch erlaubt, dieses Schlupfloch wird von den Gänsefarmern ausgenützt. Auch internationale Modemarken wie Prada, Max Mara und Michael Kors, die sich noch zu keinen Standards verpflichtet haben, um Lebendrupf aus deren Lieferketten zu verbannen, profitieren davon.

Einige Marken wie H&M, Patagonia oder Mammut gehen mit positivem Beispiel voran, indem sie Tierschutzstandards umsetzen, um Lebendrupf verlässlich auszuschliessen, oder auf tierfreie Alternativen umsteigen. VIER PFOTEN fordert mehr Modemarken auf, diesen Beispielen zu folgen.

Mit dem nahenden Winter werden wieder viele Menschen weltweit zu Daunenjacken greifen. Oftmals geschieht dies jedoch, ohne dass die Träger über die damit verbundenen Tierschutzproblematiken Bescheid wissen. Statistiken zeigen, dass nur fünf Prozent der weltweit hergestellten Daunen und Federn aus verantwortungsvollen Quellen stammen. 

Die grausamen Szenen von Tierquälerei, die VIER PFOTEN zugespielt wurden, zeigen die Praxis, wie sie auf knapp der Hälfte der insgesamt 35 besuchten Gänsefarmen in Polen an der Tagesordnung stehen. 

«Die Aufnahmen zeigen, wie grausam die Modebranche sein kann, wenn Profit über das Wohlergehen der Tiere gestellt wird. Im vorliegenden Fall sieht man, wie Gänse bei lebendigem Leib gerupft werden und dabei lautstark mit den Flügeln schlagen, was auf starke Schmerzen hindeutet. Manche Tiere liegen dabei schon leblos am Boden.»

Yasmine Wenk, Campaignerin bei VIER PFOTEN Schweiz

Wenn sich die Gänse in der natürlichen Mauser befinden, ist es möglich, die Federn auf eine schonende Weise einzusammeln. Da aber nicht alle Tiere zur gleichen Zeit mausern, sind die Gänsefarmer aus wirtschaftlichen Gründen daran interessiert, so viel und so schnell wie möglich zu sammeln.

Auffällig bei den jüngsten Untersuchungen ist auch, dass Lebendrupf besonders in Elterntierbetrieben weit verbreitet ist.

«Diese Vögel werden mehrere Jahre gehalten, was den Federn- und Daunenertrag noch einmal signifikant erhöht. Wir schätzen, dass Gänse in Elterntierbetrieben bis zu 16 Mal den Qualen des Lebendrupfens ausgesetzt sind, bevor sie geschlachtet werden.»

Yasmine Wenk, Campaignerin bei VIER PFOTEN Schweiz

Ein Hunderte Millionen US-Dollar schweres Geschäft
Schätzungen zufolge belief sich die weltweite Produktion von Daunen und Federn im Jahr 2020 auf rund 532‘528 Tonnen, wobei China das grösste Exportland ist: 70% (566 Mio. USD) aller Daunen- und Federnprodukte stammen von dort. An zweiter Stelle steht Taiwan mit einem Exportvolumen von 165 Mio. USD. Polen ist der drittgrösste Exporteur von Daunen und Federn mit einem Wert von 73.8 Mio. USD im Jahr 2020. Die USA (72.8 Mio. USD) und Deutschland (67.7 Mio. USD) liegen auf den unrühmlichen Plätzen vier und fünf der weltweiten Rangliste der Daunenexporte.

«Die Konsumenten können zu einer positiven Entwicklung beitragen, indem sie Produkte wählen, die tierfreie Alternativen, oder zumindest zertifizierte Daunen und Federn enthalten. Wichtig ist aber, darauf hinzuweisen, dass die Elternfarmen in der Regel nicht von diesen Zertifizierungen erfasst werden. Deshalb ist es umso dringender, dass Marken und Hersteller von Daunenprodukten ermutigt werden, deren gesamte Lieferkette frei von Lebendrupf zu halten.»

Yasmine Wenk, Campaignerin bei VIER PFOTEN Schweiz

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Hintergrund
Viele Vögel, die für Daunen verwendet werden, stammen aus der Stopfleberindustrie, wo sie mit Rohren zwangsgefüttert werden, die man ihnen in den Hals schiebt, um ihre Mägen mit Nahrung vollzupumpen – weit mehr, als sie auf natürlichem Wege aufnehmen könnten. Dieser Vorgang wird zwei Mal täglich durchgeführt und verursacht, dass die Leber der Vögel auf das Zehnfache ihrer natürlichen Grösse anschwillt, was zu Organversagen, Schnabel- und Halsverletzungen sowie Lungenentzündungen führen kann. 

Bedenken hinsichtlich der Umwelt
Die Intensivierung der Geflügelindustrie hat zu vielfältigen Umweltauswirkungen geführt. Die Schlachthöfe setzen enorme Abfallmengen in die Umwelt frei, die den Boden und die Gewässer verschmutzen und ein ernsthaftes Risiko für die menschliche Gesundheit darstellen. Geflügelnebenprodukte und -abfälle können bis zu 100 verschiedene Arten von Mikroorganismen, einschliesslich Krankheitserregern enthalten. Antibiotika, Pestizide und Hormone, die in die Wasserwege gelangen, haben mit hoher Wahrscheinlichkeit langfristige Auswirkungen auf das Ökosystem. 

Oliver Loga

Oliver Loga

Press Manager

oliver.loga@vier-pfoten.org

+41 43 883 72 51

VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Altstetterstrasse 124, 8048 Zürich

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VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Grosskatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemässer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, im Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA, Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen. In der Schweiz ist die Tierschutzstiftung ein Kooperationspartner vom Arosa Bärenland, dem ersten Bärenschutzzentrum, welches geretteten Bären aus schlechten Haltungsbedingungen ein artgemässes Zuhause gibt.

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