COVID-19 in Pelzfarmen
Wir müssen umgehend handeln, um Gefahr von Mensch und Tier abzuwenden
Für zwei Jahre wütete SARS-CoV-2, das Virus, das COVID-19 in Nerzfarmen verursachte. Nach dem ersten auf einer Pelzfarm festgestellten Ausbruch in den Niederlanden wurde es in über 450 Nerzfarmen nachgewiesen. Neben den Farmen in den Niederlanden auch in Dänemark, Spanien, Schweden, Italien, Frankreich, Polen, Griechenland, Litauen, Lettland, Kanada und den USA.
Millionen Tiere getötet
In vielen der betroffenen Länder wurden auf infizierten Farmen meist alle Tiere getötet. Allein in Dänemark, dem grössten europäischen Pelzproduzenten, wurde im Jahr 2020 der gesamte Nerzbestand von 17 Millionen Tieren vernichtet. Also auch die Tiere in nicht-infizierten Farmen. Dort war zuvor bei erkrankten Menschen eine mutierte Form des Coronavirus nachgewiesen worden, die sich in Nerzen entwickelt hatte und wieder auf Menschen übergesprungen war. Normalerweise beginnt auf den Nerzfarmen das Töten zur Pelzgewinnung, die sogenannte «Erntezeit», Ende November.
Gefahr für Mensch und Tier
Die für ihren Pelz gezüchteten Nerze werden auf engstem Raum in kleinen Drahtgitterkäfigen gehalten. So haben die in der Wildnis als Einzelgänger lebenden Tiere keine Chance, ihre biologischen Grundbedürfnisse zu befriedigen.
Gestresste oder geschwächte Tiere, eng zusammengepfercht mit Tausenden Artgenossen, bieten leider den idealen Nährboden für die Verbreitung von Infektionskrankheiten. Es ist wissenschaftlich belegt, dass Nerze hoch empfänglich für COVID-19 sind. Auch Marderhunde können sich mit dem Virus infizieren Tiere sowie Menschen anstecken. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass unabhängig davon ob strengere Biosicherheitsmassnahmen ergriffen wurden, Zoonosen in den tierquälerischen Pelzfarmen auf dem Vormarsch sind.
Corona-Ausbrüche stellen nicht nur für die Tiere selbst, sondern auch für die Farmarbeiter und die Anwohner in der Nähe der Farmen ein erhebliches Risiko dar. In Dänemark haben sich mehr als 200 Menschen mit SARS-CoV-2 aus Nerzfarmen infiziert, einige davon mit einer als «Cluster 5» bezeichneten mutierten Form des Virus, welches die Wirkung von Impfstoffen mindern könnte.
Einzelne Staaten handeln
Der Tod von Millionen von Nerzen ist eine Tierschutzträgodie. Egal ob sie wegen COVID-19 gekeult oder wegen ihres Fells getötet werden. Doch zeitgleich ist es eine Chance. Denn so haben die verantwortlichen Regierungen die Möglichkeit, dieser grausamen und nicht mehr zeitgemässen Industrie einen Riegel vorzuschieben.
Einige Länder haben diese Chance bereits genutzt:
- Aufgrund der massiven COVID-19-Ausbrüche auf Nerzfarmen haben die Niederlande im August 2020 das vorzeitige Aus für Pelzfarmen verkündet.
Seit 2021 ist die Nerzzucht in den Niederlanden verboten. - Im September 2020 hat auch Frankreich das Ende seiner Nerzfarmen beschlossen. Das neue Verbot ist seit November 2021 in Kraft.
- Im November 2020 hat Ungarn die Zucht von Nerzen, Füchsen, Iltissen und Nutrias aufgrund von Bedenken bezüglich des Tierschutzes und Risiken für die öffentliche Gesundheit verboten, so dass dort keine solchen Farmen eröffnet werden können.
- Schweden hat 2021 die Nerzzucht ausgesetzt.
- In Flandern (der letzten Region mit Nerzfarmen in Belgien) haben die Nerzfarmer freiwillig entschieden, die Zucht bis Ende 2021 einzustellen.
- Italien hat im Februar 2021 beschlossen, die Nerzzucht für das gesamte Jahr 2021 auszusetzen und die Pelzfarmen ab 2022 endgültig verboten.
- Ebenfalls im Jahr 2021 hat Estland ein Verbot der Pelztierzucht erlassen, das 2026 in Kraft treten wird.
- Ende 2021 kündigte die kanadische Provinz British Columbia an, die Nerzzucht aufgrund der anhaltenden Risiken für die öffentliche Gesundheit durch COVID-19 einzustellen.
- Im Jahr 2022 haben gleich mehrere Länder die Pelztierzucht verboten. Irland, Bulgarien, Malta und Lettland haben ein Verbot erlassen. Malta das Verbot als Vorsichtsmassnahme beschlossen hat.
VIER PFOTEN fordert ein europaweites Pelzfarmverbot und ein Ende des Handels mit Pelzprodukten. Da Pelzfarmen als Brutstätten für künftige Zoonosen eine grosse Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellen, fordert VIER PFOTEN als Prävention:
- die Haltung von Nerzen und Marderhunden europaweit untersagt werden.
- jeglicher Transport lebender Nerze und Marderhunde sowohl grenzübergreifend als auch innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten und in der Schweiz untersagt werden.
- der Import von Nerzen und Marderhunden aus Drittstaaten in die EU und in die Schweiz untersagt werden.
- der Export und der Import von Rohfellen sowohl innerhalb der EU und der Schweiz als auch aus und in Drittstaaten verboten werden.