Rettung Sudanlöwen
Der Weg aus einer Konfliktregion in ein neues Zuhause
Im Rahmen einer berührenden Rettungsmission haben elf Löwen, die den verheerenden Krieg im Sudan erdulden mussten, ein neues Zuhause im LIONSROCK Grosskatzenschutzzentrum gefunden. Die majestätischen Grosskatzen, die mitten im Kriegsgeschehen gefangen waren, haben grosse Tragödien miterleben müssen. Sie bekamen eine zweite Chance – dank des unermüdlichen Einsatzes des VIER PFOTEN Teams.
Schicksale mitten im Krieg
Im November 2023, mitten im Kriegschaos, das in Sudas Hauptstadt Khartum ausgebrochen war, sassen 48 Wildtiere in einem Zoo fest, ihr Leben hing an einem seidenen Faden. Sie waren traumatisiert, abgemagert und wurden immer schwächer. Wie so viele Einheimische mussten auch die Tierpfleger aus dem Land flüchten. Nur ein einziger Pfleger blieb, um sich um die Tiere zu kümmern.
Noch traumatisierter wurden die Tiere, als ihre Gehege durch die Kampfhandlungen beschädigt wurden. Plötzlich waren unterschiedliche Tierarten in einem Gehege, was den Stress erhöhte.
VIER PFOTEN Rettungseinsatz
VIER PFOTEN hat sich kompromisslos der Rettung von Tieren, die von Krisen und Katastrophen betroffen sind, verschrieben – so auch in diesem Fall. Das Team evakuierte die Tiere aus der Konfliktzone. Aber das war erst der Anfang.
Die Tiere waren neun Monate lang Zeugen der Kämpfe geworden. Ihre physischen und emotionalen Belastungen waren gross.
Eine solche Mammutaufgabe erforderte auch die Hilfe der sudanesischen Behörden. Ein Konvoi aus Menschen und Tieren musste mehr als 50 Checkpoints passieren, was hohen bürokratischen Aufwand für die Genehmigung zur Überstellung der Tiere bedeutete.
Das Team musste auch in der Nacht für die Tiere da sein, daneben ständig neue Formulare ausfüllen und die Routen für die kommenden Tage planen. Ausserdem war es mit Ausgangssperren, Stromausfällen, überfluteten Strassen, fehlender Infrastruktur und mangelndem Zugang zu Futter und sauberem Wasser konfrontiert.
Nach tagelanger Reise kamen Tiere und Menschen schliesslich im sicheren Wad Madani im Um Barona National Park an. Das Team übergab die Tiere an die Behörden das Parks, da es lediglich die Genehmigung zur Evakuierung hatte und sie nicht ausser Landes bringen durfte. Nichtsdestotrotz trug VIER PFOTEN sämtliche Kosten, von der Evakuierung über Futter, veterinärmedizinische Versorgung bis hin zur Entlohnung für die Tierpfleger und der Errichtung der neuen Gehege.
Löwen auf Reise
Schon bald danach erreichte VIER PFOTEN jedoch ein neuer Hilferuf: Die sudanesische Regierung teilte mit, dass der Krieg mittlerweile den Nationalpark erreicht hatte. Sie bat VIER PFOTEN erneut um die Rettung der Löwen.
Aufgrund der prekären Situation konnte VIER PFOTEN jedoch die Zone nicht betreten, sondern musste aus der Entfernung einen Transport der Tiere nach Kassala im Sudan organisieren. Die ohnehin herausfordernde Reise wurde durch das Risiko für die Transportfahrzeuge, von Raketen getroffen zu werden, noch gefährlicher. Erfreulicherweise kamen sie aber sicher in Gadaref, das vier Stunden von Kassala entfernt ist, an.
Das Team überprüfte umgehend den Zustand der Löwen, die mittlerweile bereits zwei Monate lang, seit Übergabe im Um Barona National Park durch VIER PFOTEN, in denselben Transportboxen untergebracht waren.
Da der Krieg auch Kassala immer näher kam, war es ein Wettlauf mit der Zeit. Das Team musste in der Nacht und den frühen Morgenstunden die Löwen versorgen und ihre Verlegung vorbereiten. Es ging darum, die Wunden der Tiere zu behandeln, die Transportboxen zu reinigen und zu reparieren und erneut Formulare für die Genehmigung der erneut bevorstehenden Reise auszufüllen.
Aufgrund mangelnder Ressourcen musste das Team die lokale Bevölkerung um Hilfe bitten, die Transportboxen in die Lkws zu laden. Eine Route über die Berge wurde gewählt, da dies niedrigere Temperaturen bedeutete; andererseits hiess das aber auch für das Team, dass weder Unterkünfte noch Möglichkeiten zu duschen vorhanden waren. Auch diese Strapazen nahm es auf sich, um den Tieren zu helfen.
Eine weitere Herausforderung wartete: Es gab kaum Flüge, da immer mehr Menschen versuchten, aus dem kriegsgebeutelten Land zu fliehen. Damit drohte ein wochenlanges Festsitzen. Nach einem Tag voller Telefonate waren jedoch die Flüge für sämtliche Mitglieder des Teams und die Löwen gesichert.
Drei Löwen, Hyänen und Servale fanden schliesslich im Al Ma’wa for Nature and Wildlife in Jordanien ein neues Zuhause, während elf weitere Löwen weiter versorgt wurden und auf ihren Transit nach Südafrika warteten. Denn VIER PFOTEN brachte sie schliesslich in das LIONSROCK Grosskatzenschutzzentrum, wo sie den Rest ihres Lebens in einer artgemässen Umgebung verbringen und von einem Expertenteam rund um die Uhr versorgt werden können.
Ein neues Zuhause
Am 16. Februar begannen die Löwen die Reise nach LIONSROCK, die ihr Leben verändern sollte. Das Team vor Ort hatte vier Gehege vorbereitet, die untereinander verbunden und Teil der Special Care Unit sind. Sie ermöglichen die Gruppierung nach Geschlecht und Verhalten und erlauben ein genaues Monitoring der Tiere. Die hohen Standards von LIONSROCK garantieren das Wohlergehen der geretteten Löwen.
Die Löwen fanden dort Trost, die Betreuung, die sie brauchen, und die Möglichkeit, sich von ihren emotionalen und körperlichen Wunden zu erholen. Dementsprechend machen die Tiere mittlerweile auch einen entspannten und glücklichen Eindruck.
Ein Symbol der Hoffnung
In dem Moment, in dem die Löwen erstmals Gras unter ihren Pfoten spüren durften, wurden sie zu Botschaftern der Hoffnung. Ihre Geschichte symbolisiert eines: Wir Menschen müssen die Art und Weise ändern, wie wir Tiere behandeln. Es werden weltweit immer wieder Konflikte entstehen, die humanitäre Krisen hervorrufen. Wir müssen aber auch die Tiere schützen, die völlig unschuldig zwischen die Kriegsfronten geraten.
Das LIONSROCK Grosskatzenschutzzentrum versorgt und beschützt die elf Löwen bis zum Ende ihres Lebens. Ihre Botschaft geht über die eigentliche Rettung hinaus: Tierleid muss vielmehr von vornherein verhindert werden. Wenn wir sehen, wie es den Tieren mit jedem Tag besser geht, wird uns unsere Verantwortung bewusst: eine Welt zu schaffen, in der Tiere ein gutes Leben führen können – auch zu Kriegszeiten.
Die Geschichte der sudanesischen Löwen ist eine von Resilienz, Mitgefühl und Wandel. Feiern wir ihr neues Leben und arbeiten wir auch künftig an einer Welt, in der alle Lebewesen Sicherheit und Trost finden.
Wir gratulieren dem Team zu seinem tollen Erfolg. Und wir trauern um jene Tiere, die nicht gerettet werden konnten.
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