
Körpersprache von Hunden
Wie Hunde kommunizieren
Wie wir Menschen zeigen auch Hunde ein breites Spektrum an Verhaltensweisen und Kommunikationssignalen bei Interaktionen mit Menschen, Hunden oder anderen Tieren. All diese Verhaltensweisen und körpersprachlichen Signale können je nach Kontext und Situation positiv oder negativ geladen bzw. begründet sein.1-3
Hier finden Sie einige Beispiele für positive und negative Kommunikationssignale und Verhaltensweisen von Hunden, z. B. in unterschiedlichen Situationen und bei verschiedenartigen Interaktionen:
Positive Kommunikationssignale
bei Interaktionen
- Rutenwedeln: Eine wedelnde Rute kann Freude, Aufregung/Erregung und Freundlichkeit eines Hundes anzeigen.4 Es gibt sehr unterschiedliche, teilweise subtile Nuancen zwischen verschiedenen Rutenpositionen und dem Rutenwedeln, z. B. kann die Grösse der Amplitude (d. h. die Rutenbewegung zur einen und anderen Seite), die Locker-/Steifheit in der Rute oder die Geschwindigkeit unterschiedliche Bedeutungen und Absichten des Hundes anzeigen.5
- Entspannte Körperhaltung: Wenn der Körper eines Hundes locker und entspannt und sein Muskeltonus niedrig ist (wenig bis keine Spannung), signalisiert dies ein Gefühl von Wohlgefühl und Ruhe.
- Verspieltheit: Hunde, die ein spielerisches Verhalten an den Tag legen, z. B. durch Spielverbeugungen (der Vorderkörper ist nach unten gebeugt, sogenannte Vorderkörpertiefstellung) und freudiges Bellen, zeigen eine positive und freundliche Absicht und Einstellung.6 Seien Sie sich jedoch bewusst, dass eine gezeigte Spielverbeugung in unpassenden Situationen auch auf Unsicherheit oder geistige oder körperliche Überlastung hinweisen kann. Zudem können übermässiges (wildes) Spielen und Überstimulation schnell in Aggression umschwenken.
- Sanfte/Zärtliche Verhaltensweisen: Das Ablecken der Hände oder des Gesichts des Menschen, das Anlehnen an den Halter/die Halterin oder das Kuscheln mit Ihnen sind Zeichen der Zuneigung und einer guten Bindung.7
- Auf Signale (Hör- oder Sichtzeichen) reagierend: Ein Hund, der gut auf gegebene Signale reagiert und während des Trainings konzentriert und hoch motiviert ist, zeigt die Bereitschaft, zu kooperieren und seinem Menschen zu gefallen. Genauer gesagt: Das Tier ist aufmerksam, schaut seinen Menschen an und verhält sich ruhig und fokussiert.
- Sozialisierung mit anderen Hunden: Interaktionen mit anderen Hunden, die gegenseitiges Beschnuppern, ausgeglichenes miteinander Spielen und eine angemessene Körpersprache beinhalten, fördern und festigen gute soziale Fähigkeiten.8 Im Allgemeinen sollte der Körper des Hundes bei Entspannung kurvig und locker sein und einen niedrigen Muskeltonus aufweisen, d. h. nicht zu viel Spannung oder eine steife Körperhaltung.
- «Weiches Maul»: Wenn Hunde mit Menschen interagieren, ist ein weiches und sanftes Maul ohne Falten und Muskelverspannungen beim Spielen oder bei der Aufnahme von Leckerlies ein positives Zeichen, d. h. sie nehmen Futter oder Spielzeug vorsichtig und der Mensch spürt dabei keine Zähne an den Fingern.
- Ruhige Begrüssung: Ein Hund, der Menschen ruhig begrüsst, ohne anzuspringen oder übermässig aufgeregt zu sein, ist für alle Beteiligten angenehmer und wurde gut trainiert. Es ist immer hilfreich, einem Hund beizubringen, mit allen vier Pfoten auf dem Boden zu bleiben, um unerwünschte Belästigungen oder Verschmutzungen der Kleidung zu vermeiden.
Negative Kommunikationssignale
bei Interaktionen
- Knurren, Grummeln oder Brummen: Diese aggressiven Laute signalisieren oft, dass ein Hund sich bedroht oder unwohl fühlt. Dieses Verhalten ist Teil des normalen Verhaltensrepertoires von Hunden und die Ursache muss rechtzeitig erkannt und geändert werden, um zukünftige Probleme zu vermeiden. Wenn Sie das Knurren bestrafen oder verbieten, hört der Hund auf zu kommunizieren und schnappt oder beisst direkt, um der unangenehmen Situation zu entkommen. Es gibt auch ein Spiel-Brummen, das manche Hunde im Spiel mit anderen Hunden zeigen, da muss man gut beobachten, wie die anderen Hunde darauf reagieren, nicht alle sind das gewohnt oder empfinden es als positiv.
- Aufgestellte Nackenhaare: Die so genannte Piloerektion tritt auf, wenn sich das Fell entlang des (Nackens und) Rückens eines Hundes automatisch und unbewusst aufrichtet und ein hohes Mass an Erregung anzeigt, z. B. aufgrund von Angst, Unruhe oder Aggression. Hunde können diese Erregungsreaktion nicht kontrollieren; sie ist vergleichbar mit der Gänsehaut beim Menschen.
- Zähne fletschen: Dies ist ein klares Zeichen für Aggression und sollte ernst genommen werden. Auch hier ist es wichtig, die Ursache für das Verhalten herauszufinden und die Situation entsprechend den Bedürfnissen des Hundes zu verändern.
- Steife Körperhaltung: Ein stark angespannter Körper und eine steife Körperhaltung deuten darauf hin, dass der Hund sehr aufmerksam und fixiert oder in höchster Alarmbereitschaft ist und/oder sich bedroht fühlt.
- Kneifen oder Beissen: Hunde können kneifen oder beissen, wenn sie sich bedroht, verängstigt oder provoziert fühlen, um zu versuchen, der Situation zu entkommen oder den Abstand zum Stressor zu vergrössern. Welpen müssen erst lernen, ihre Beisskraft zu regulieren, die so genannte Beisshemmung. Deshalb haben sie diese scharfen Milchzähne, mit denen sie sehr schnell eine Rückmeldung erhalten, wenn sie zu fest zubeissen, z. B. beim Spielen.
- Übermässiges Bellen: Bellen ist zwar etwas Natürliches, aber übermässiges und andauerndes Bellen kann auf Angst, Stress, Langeweile, zu wenig Auslastung oder Frustration hindeuten. In diesem Fall ist es sehr empfehlenswert, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und nach dem Auslöser zu suchen.
- Meiden oder Verstecken: Wenn ein Hund Interaktionen meidet oder sich vor Menschen oder anderen Tieren versteckt, kann dies auf Angst, Unsicherheit oder Unbehagen hindeuten. Höchstwahrscheinlich zeigt der Hund verschiedene Kommunikations-/Beruhigungssignale (z. B. Lippenlecken, Wegschauen, Abwenden, Kauern, Pfötchengeben), um seinen hohen Stresspegel auszudrücken, sich zu beruhigen und die beängstigende Situation zu deeskalieren.10,11
- Ressourcenverteidigung: Wenn ein Hund Besitzansprüche auf Futter, Spielzeug oder andere Gegenstände erhebt, kann dies zu aggressivem Verhalten führen, um seine wertvollen Ressourcen zu verteidigen aus Angst diese zu verlieren. In diesem Fall ist der Körper des Hundes stark angespannt und höchstwahrscheinlich zum Angriff bereit.
- Es ist wichtig zu beachten, dass jeder Hund ein Individuum mit unterschiedlichen Bedürfnissen und früheren Lern- und Lebenserfahrungen ist. Daher sollte das Verhalten jedes Hundes im Zusammenhang mit seiner einzigartigen Persönlichkeit, seinen möglichen Rasseeigenschaften und den spezifischen Umständen analysiert und interpretiert werden. Die Körpersprache eines Hundes zu verstehen, die individuellen Bedürfnisse erkennen und seine Grenzen zu respektieren, sind entscheidende Faktoren für den Aufbau einer positiven und vertrauensvollen Beziehung zu ihm. Wenn Sie auf problematische Verhaltensweisen stossen, sollten Sie sich an einen professionellen Hundetrainer oder einen Verhaltensberater wenden, der positive, belohnungsbasierte Methoden anwendet, d. h. dem Hund wird Alternativverhalten beigebracht und gute Entscheidungen zu treffen.9
Es ist wichtig zu beachten, dass jeder Hund ein Individuum mit unterschiedlichen Bedürfnissen und früheren Lern- und Lebenserfahrungen ist. Daher sollte das Verhalten jedes Hundes im Zusammenhang mit seiner einzigartigen Persönlichkeit, seinen möglichen Rasseeigenschaften und den spezifischen Umständen analysiert und interpretiert werden.
Die Körpersprache eines Hundes zu verstehen, die individuellen Bedürfnisse erkennen und seine Grenzen zu respektieren, sind entscheidende Faktoren für den Aufbau einer positiven und vertrauensvollen Beziehung zu ihm.
Wenn Sie auf problematische Verhaltensweisen stossen, sollten Sie sich an einen professionellen Hundetrainer oder einen Verhaltensberater wenden, der positive, belohnungsbasierte Methoden anwendet, d. h. dem Hund wird Alternativverhalten beigebracht und gute Entscheidungen zu treffen.
Körpersprache
Visuelle Kommunikation
- Rute: Wichtig ist, wie weit ausholend (Amplitude; Bewegung der Rute zu den Seiten) und wie langsam oder schnell (Geschwindigkeit) das Rutenwedeln ist. Eher weit, locker und schnell kann ein Indikator für positive Erregung sein, z. B. Freude über eine Begegnung. Eher steif, langsam und mit einer sehr kleinen Amplitude kann eher negative Erregung bedeuten, z. B. Begegnung mit einem unbekannten Hund oder Menschen. Darüber hinaus spielt die Position der Rute eine wichtige Rolle. Eine waagerechte Rute zeigt einen neutralen emotionalen Zustand an, während eine aufgerichtete Rute Aufmerk-/Wachsamkeit und eine eingezogene/-klemmte Rute Angstzustände anzeigen kann. Bitte beachten Sie, dass bestimmte rassespezifische Unterschiede auftreten können, die das Rutenwedeln oder die Rutenhaltung beeinflussen, z. B. eingerollte oder kurze Ruten. Amputierte Ruten schränken die Kommunikation ebenfalls sehr ein.
- Die Augen: Bei den Augen ist es wichtig zu beobachten, ob die Augen offen oder geschlossen sind, ob sie blinzelnd oder geweitet sind oder ob man das Weisse des Auges sehen kann, das sogenannte Walauge, welches auf ein emotionales Dilemma oder hohes Stresslevel hinweisen kann. Man kann zwischen «harten» (starrenden, fixierenden) und «weichen» (runden oder mandelförmigen, neutraler Blick) Augen unterscheiden, je nach Kontext und Situation, in der sich der Hund gerade befindet.
- Die Weite der Pupillen: Grosse Pupillen weisen oft auf ein hohes Mass an Erregung hin, z. B. aufgrund von Angst, Aufregung, Aggression usw. Beachten Sie, dass bei hellem Licht die Pupillen aufgrund der Lichtverhältnisse auch klein werden oder sein können.
- Ohren (stark abhängig und beeinflusst von der rassespezifischen Form und Haltung; Ausnahme: kupierte Ohren)
- Entspannung: locker zur Seite oder nach unten gerichtete Ohren, keine Muskelspannung, insbesondere an der Ohrbasis sichtbar, z. B. bei sog. Stehohren
- Aufmerksamkeit: aufrecht und nach vorne gerichtet
- Nervosität: zur Seite, nach hinten, nach unten oder nahe am Kopf - hoher Muskeltonus, dach-/dreieckförmige Stehohren
- Defensive Aggression: jeder Teil des Körpers nach unten und/oder nach hinten gerichtet, z. B. Ohren nach hinten gelegt, geduckte Körperhaltung, eingezogene Rute, Anzeichen von Stress im Gesicht (langer Mund, Augenringe, Falten, zusammengekniffene Augen)
- Offensive Aggression: alle Körperteile nach oben und nach vorne gerichtet, z. B. offenes Maul, kurzes Maul und fletschende Zähne, Falten an Nase und Schnauze, Piloerektion, aufgerichtete und steife Rute, hoher Muskeltonus, aufgerichtete und nach vorne gerichtete Ohren, steife Beine und Körperhaltung
- Angst und Selbstbewusstsein
- Anzeichen von Angst: Versuch, klein zu erscheinen, so genannte Beschwichtigungssignale zu zeigen11
- Anzeichen von Selbstbewusstsein: Versuch, gross zu erscheinen
- Lautäusserungen/vokale Kommunikation: Knurren, Winseln, Heulen, Bellen - diese Laute und Verhaltensweisen hängen vom jeweiligen Kontext ab4
Quellenverweis
2. Beerda B, Schilder MBH, van Hooff J, J.A.R.A.M, Vries, Mol J. Behavioural and hormonal indicators of enduring environmental stress in dogs. Animal welfare 9, 2000, 49-62. 2000;9.
3. Beerda B, Schilder MBH, Van Hooff JanARAM, De Vries HW. Manifestations of chronic and acute stress in dogs. Applied Animal Behaviour Science. 1997;52(3–4):307–319. doi:10.1016/S0168-1591(96)01131-8
4. Siniscalchi M, d’Ingeo S, Minunno M, Quaranta A. Communication in Dogs. Animals. 2018;8(8):131. doi:10.3390/ani8080131
5. Tami G, Gallagher A. Description of the behaviour of domestic dog (Canis familiaris) by experienced and inexperienced people. Applied Animal Behaviour Science. 2009;120(3–4):159–169. doi:10.1016/j.applanim.2009.06.009
6. Sommerville R, O’Connor EA, Asher L. Why do dogs play? Function and welfare implications of play in the domestic dog. Applied Animal Behaviour Science. 2017;197. doi:10.1016/j.applanim.2017.09.007
7. Topál J, Miklosi A, Csányi V, Antal D. Attachment Behavior in Dogs (Canis familiaris): A New Application of Ainsworth’s (1969) Strange Situation Test. Journal of comparative psychology (Washington, D.C. : 1983). 1998;112:219–29. doi:10.1037/0735-7036.112.3.219
8. Bradshaw J, Rooney N, Serpell J. Dog social behavior and communication. In: The domestic dog: Its evolution, behavior and interactions with people,. 2017. p. 133–159.
9. Blackshaw JK. An overview of types of aggressive behaviour in dogs and methods of treatment. Applied Animal Behaviour Science. 1991;30(3):351–361. doi:10.1016/0168-1591(91)90140-S
10. Mariti C, Falaschi C, Zilocchi M, Fatjó J, Sighieri C, Ogi A, Gazzano A. Analysis of the intraspecific visual communication in the domestic dog (Canis familiaris): A pilot study on the case of calming signals. Journal of Veterinary Behavior. 2017;18:49–55. doi:10.1016/j.jveb.2016.12.009
11. Mariti C, Papi F, Ducci M, Sighieri C, Martelli F, Gazzano A. Domestic dogs display calming signals more frequently towards unfamiliar rather than familiar dogs. Journal of Veterinary Behavior. 2010;5(1):62–63. doi:10.1016/j.jveb.2009.10.007